Wohnungslose Jugendliche entwickelten mit dem Theater R.A.B. von Januar bis August 2016 eine musikalische Masken-Performance.
“Wenn ich die Möglichkeit hätte, die Zukunft zu gestalten, was würde ich tun?” - Fragen wie diese initiierten den halbjährigen Prozess, in dem die jungen Menschen eigene Spielmöglichkeiten entdecken, Szenen schrieben, ihre Rolle(n) einstudierten, Verkleidung und Requisiten herstellten und am Ende eine selbst entwickelte Performance aufführten. Das Ergebnis des offenen Arbeitsprozesses ist eine sehenswerte Persiflage auf die Vorstellung eines „Spießerlebens“.
Am Anfang des Projekts stand zunächst einmal die grobe Idee eines Straßentheaters als Ziel. Die beiden Regisseure zeigten sich jedoch interessiert am offenen, partizipativen Arbeitsansatz der Freiburger StraßenSchule, sodass sich in der konkreten Arbeit mit den jungen Menschen der Straße nach und nach das Format Video als geeignetes Medium für das Projekt herauskristallisierte. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Theater-Workshops brachten die Idee auf, an die Erfolge der verschiedenen Projekte mit der StraßenSchule-Band Tunnelblick anzuknüpfen und zu deren neuem Song einen Clip zu drehen: Spießerscheiße.
In verschiedenen Etappen folgten ein großes Brainstorming über die Möglichkeiten des Transfers vom Songtext zum Bewegtbild, der Entwurf von Szenen und eines zusammenhängenden Drehplans, die Auswahl von Kostümen und Requisiten, das Einstudieren von Rollen, die Suche nach möglichen Drehorten und letztlich die Umsetzung des Erarbeiteten mittels eines kleinen Schauspiels, begleitet von der Kamera.
Gedreht wurde abwechselnd auf einer „Platte“, einem Schlafplatz wohnungsloser junger Menschen unter einer Brücke, im Studio/Proberaum zusammen mit der Band Tunnelblick sowie in einem historischen Saal eines Freiburger Schlösschens. Das Ergebnis setzt gelungen den Song Spießerscheiße in Bilder um: es zeigt auch die Ambivalenz des Tunnelblick-Songs und greift den ungeklärten Wechsel zwischen dem Wunsch nach Normalität und der Ablehnung vermeintlicher Normen auf: So steht bspw. eine lange Festtafel mitten auf der „Platte“ unter der Brücke im Mittelpunkt des Geschehens. Vorkommen im Wechsel: ein Esel, der Tod, ein Fuchs und weitere illustre Gesellen, deren Identitäten unter großen Masken verborgen bleiben.
Das Projekt ermöglichte vielerlei Einblicke sowie persönliche und soziale Entwicklungsmöglichkeiten. Es forderte Eigeninitiative und ganz besonders die Kreativität der beteiligten Jugendlichen heraus, kostete große Selbstüberwindung in der Gruppe und ermöglichte dabei gleichzeitig die Stärkung des Selbstwertgefühls und der Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit.
Das Video wird derzeit noch geschnitten.
Einen Eindruck des Arbeitsprozesses vermittelt dieser Zusammenschnitt auf youtube:
https://youtu.be/urr28yirQQ4
Das Lied "Spießerscheiße" von Tunnelblick ist zu hören auf soundcloud:
https://soundcloud.com/tunnelblick-freiburg/spieserscheise
