Kernidee unseres Projekts
Aus der uns übertragenen Verantwortung heraus organisierten wir, als Vertretung der baden-württembergischen Schülerschaft, den 8. Landesschülerkongress. Engagierte Jugendliche können sich in diesem Forum strukturell vernetzen und sich kontrovers über die aktuelle Bildungspolitik austauschen. Hierzu gab es sowohl interaktive Workshops, als auch einen direkten Dialog mit dem Staatssekretär im Kultusministerium, Herr Dr. Mentrup. Zudem fand eine anregende Diskussion mit den bildungspolitischen Sprechern der vier Landtagsfraktionen statt. Die Teilnehmer sollen sich in Fragen der politischen Schülerbeteiligung und der projektbezogenen Mitgestaltung der Schule als sozialer Lebensraum neue Impulse einholen und ihre Meinung und Erfahrung mitteilen. Dieser Kongress stärkte die Struktur der Schülerbeteiligung in Baden-Württemberg nachhaltig. Dabei setzten wir auf die Kraft und Innovation, die durch ehrenamtliches Engagement im Rahmen der SchülerMitVerantwortung (SMV) freigesetzt wird. Mit diesem Kongress leistete der Landesschülerbeirat einen Beitrag für die politische Beteiligungskultur unserer Generation.
Zielgruppe und Reichweite des Landesschülerkongresses
Es nahmen über 200 engagierte Schülerinnen und Schüler aus ganz Baden-Württemberg teil. Für die Diskussion und Entwicklung neuer Ideen für mehr Schülerbeteiligung war es sehr förderlich, dass sowohl "Neulinge" in der SMV-Arbeit als auch sehr erfahrende Schülervertreter und - vertreterinnen zusammentrafen. Dies regte den Gedankenaustausch und die Weitergabe von guten Ideen an. Die Altersspanne reichte von 14 bis 20 Jahre. Geschlechtlich war die Teilnehmerstruktur ausgeglichen. Stark vertreten waren Schülervertreter mit (sogenanntem) Migrationshintergrund, sodass auf dem Kongress die kulturelle und religiöse Vielfalt der Schülerschaft Baden-Württembergs authentisch abgebildet wurde. In dieser Dimension gibt es in Baden-Württemberg keine vergleichbare Veranstaltung, die zur Stärkung der Schülerbeteiligung von Schülern selbst durchgeführt wird.
Das Programm des 8. Landesschülerkongresses
Der 8. LSK fand am 3. und 4. März 2012 in der Tuttlinger Stadthalle statt. Dabei unterteilte sich das Programm in folgende dramaturgische Abschnitte.
Heranführung an die Bildungspolitik und Austausch mit der Landesregierung
Für einen gelungenen Einstieg sorgte der Rapper "Juez", der mit seinen Liedtexte Themen wie Engagement, Respekt und Verantwortung auf künstlerischer Art und Weise vermittelte. Sofort entstand eine angeregte Stimmung und lockere Atmosphäre im Publikum, eine Voraussetzung für das Gelingen des ganzen Kongress. Anschließend erlebten die Kongressteilnehmer im Plenum Impulsreferate von Staatssekretärs Dr. Mentrup des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport sowie des damals Vorsitzenden der Schülervertretung, Simon Windmiller. Bei der darauf aufbauenden moderierten Diskussion mit Herr Dr. Mentrup konnten die Schülerschaft ihre Fragen per SMS an eine Redaktion schicken. Insgesamt trafen auf diese Weise circa 75 Fragen ein. Über 10 Fragen wurden direkt auf eine Leinwand projeziert, sodass Herr Mentrup unmittelbar darauf antworten konnte. Dieses innovative Format einer Fragerunde ermöglichte eine effiziente Interaktion zwischen Herr Mentrup und dem Publikum, ohne dass zu viele Fragen oder zu lange Ausführungen einzelner Personen den Diskussionverlauf störten. Die Teilnehmer wurden zudem angeregt, sich auf dem Landesschülerkongress bildungspolitisch auszutauschen und die Redaktion hatte eine fundierte Frageliste, über Themen, die die Schüler bewegt. Dies war ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die offenen Foren am Folgetag.
Ideenwerkstatt und Entwicklung von Ideen für mehr Schülerbeteiligung in Workshops
In mehrphasig stattfindenden Workshops informierten sich die Teilnehmer zu den drei Themengebieten "Demokratie", "Zukunft" und "SMV". Durch Diskussionen und kreative Arbeitsprozesse wurden hier neue Ideen entwickelt für das eigene Engagement und deren Rahmenbedingungen. Die circa 25 Workshops sollten einen impulsgebenden Charakter haben, die methodische und soziale Kompetenz der Schüler fördern und Anknüpfungspunkte für ehrenamtliches Engagement schaffen. Für die Workshops wurden circa 30 Referentinnen und Referenten aus verschiedenen gesellschaftlichen, staatlichen oder unternehmerischen Gebieten akquiriert. Teilweise wurden Ergebnisse festgehalten aus den Workshops und dem Plenum vor dem Abendessen vorgestellt. So konnte jeder erfahren, was in den Workshops stattfand, die er selbst nicht besuchen konnte. Zudem wurden im Plenum Vorschläge aus dem Plenum gesammelt, welche Themen in den am Sonntag stattfindenden offenen Foren diskutiert werden könnten. So kamen circa 30 Überschriften für Offene Foren zustande, die von "Schuluniform" bis über "Gemeinschaftsschule", "Schülerbeteiligung" und "Sitzenbleiben" reichten. Die Teilnehmer konnten ihre Präferenz für die einzelnen Themenvorschläge durch Klatschen äußern, sodass die einzelnen Ideen für die offenen Foren nach den Interessen des Publikums entsprechend der Lautstärke des Klatschens aus dem Publikum gewichtet wurden. So entstand eine Liste von zehn offenen Foren, die mit den Interessen der Teilnehmerschaft weitestgehend deckungsgleich war.
Lockeres Abendprogramm und Raum für informellen Austausch
Der erste Tag konnte in einer lockeren Atmosphäre durch ein künstlerisch hoch professionelles Improvisationstheater, die Band "about schmitt", einem jugendlichen BeatBoxer und Tänzer sowie des DasDing-DJ "Mirko" abgerundet werden. Die Teilnehmer lernten sich so näher kennen und konnten sich entspanen von einem diskussionreichen Tag.
Vertiefung der inhaltlichen Diskussion, Erarbeitung von Ergebnissen sowie Austausch mit den Landtagsfraktionen
Am zweiten Tag wurden zehn offene Foren in kleine Sitzecken eingerichtet. Moderiert wurden diese Foren teilweise von Mitgliedern des 9. Landesschülerbeirats und von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich dafür spontan bereit erklärt haben. Zu Beginn der Foren wurde kurz in das Thema eingeleitet und anschließend offen diskutiert. Ein Protokollant dokumentierte die Thesen, Argumente und Gefühllage der diskutierenden Gruppe auf einer Flip-Chart. Die offenen Foren verstärkten die Vernetzung der Schülervertreter und vertieften die bildungspolitischen Diskussion. Somit orientierte sich der zweite Tag des LSK stärker an dem gemeinsamen Erarbeiten von Ergebnissen. Die zusammengetragenen Ergebnisse aus den offenen Foren wurde auf der Bühne im Plenum ausgelegt und diente Diana Prinzbach und Simon Windmiller, beide Mitglieder des 9. LSBR, als Orientierungspunkte für die Diskussion mit den bildungspolitischen Sprechern der vier Landtagsfraktionen, Sandra Boser (Grüne), Christoph Bayer (SPD), Georg Wacker (CDU) sowie Timm Kern (FDP). Anschließend an die Diskussion, deren Schwerpunkt bei den Themen "Schülerbeteiligung", "Gemeinschaftsschule" sowie "Leistungsbemessung/Noten" lag, konnten die Teilnehmer direkt fragen stellen. Durch die angeregte Diskussion konnten mehre Ziele erreicht werden: die Ideen und Fragen aus den offenen Foren wurden direkt an die Landespolitik getragen. Die Teilnehmer konnten sich mit den unterschiedlichen Positionen der im Landtag vertretenen Parteien auseinandersetzen. Und die Landtagsabgeordneten erhielten somit einen tiefen Einblick in die Stimmung und Bedürfnisse der Schülerschaft Baden-Württemberg.
Abschluss und Feedback
Nach einer abschließenden Rede des Vorsitzenden des Landesschülerbeirats gaben einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein direktes Feedback über den ganzen Kongress. Zudem füllten circa 100 Personen einen Evaluationsbogen aus. Die Rückmeldungen waren durchgehend sehr positiv und sind in einem eigenen Dokument ausgewertet und zusammengefasst worden (siehe Anhang).
Rahmenprogramm und Vernetzung der Schülerschaft
Am Samstag gab es ein umfassendes Rahmenprogramm auf den Gängen der Stadthalle. Auf einem „Markt der Möglichkeiten“ konnten die Teilnehmer an circa 15 Messeständen mit Vertretern der Wirtschaft, aller Jugendparteien und weiteren Initiativen und Organisationen zur Förderung des Engagements (u.a. auch von der Jugendstiftung) sich Informationen einholen und inspirierend lassen. Auf einer großen Baden-Württemberg-Karte (ca. 5 auf 5 Meter) konnten die Teilnehmer ihren Herkunftsort einzeichnen. So wurde ersichtlich, dass die Diskussionen des Landesschülerkongresses eine landesweite Dimension haben und ganz Baden-Württemberg auf der Veranstaltung vertreten ist. Zudem hatten alle Teilnehmer auf ihrem Namensschild eine Nummer sowie an einer zentralen Stelle einen eigenen Briefkasten mit derselben Ziffer. So konnte jeder Teilnehmer einem anderen einen Nachricht schreiben und so Kontakt aufnehmen. Dieses Briefkasten-System wurde überraschend stark genutzt.
Logistik und Rahmenbedingungen für den 8. Landesschülerkongress
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer übernachteten, nach Alter getrennt, in umliegenden Turnhallen. Die Workshops fanden in den Klassenräumen der nahe gelegenen Hermann-Hesse-Realschule statt. Somit setzte die Umsetzung des Landesschülerkongresses eine starke Kooperation mit der Stadtverwaltung Tuttlingen voraus. Durch Oberbürgermeister Beck sowie die Schulleitung und SMV der Hermann-Hesse-Schule erhielten wir umfassende Unterstützung. Versorgt wurden die Teilnehmer durch einen Catering-Service. Für die Sicherheit der Veranstaltung sorgten Sanitäter des Roten Kreuzes sowie eine Sicherheitsfirma, die mit 8 Personen für einen reibungslosen Ablauf sorgte. Unser Organisationsteam umfasste circa 30 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Dieses Team wurde in einem nahe gelegenen Hotel untergebracht. Dort fanden schon drei Tage vor Beginn der Veranstaltung umfassenden Vorbereitungen statt. Für den Landesschülerkongress wurde eine Veranstaltungsversicherung abgeschlossen, sodass keine Haftungsrisiken entstanden.
Finanzierung und Unterstützer des 8. Landesschülerkongresses
Die gesamte Organisation der Veranstaltung wurde von einem selbstständigen und ehrenamtlich tätigen Schülergremium durchgeführt. Die konzeptionelle Planung und Organisation hatte eine Vorlaufszeit von über einem Jahr. Gearbeitet wurde in einem regelmäßig tagenden Ausschuss, der von zwei Mitgliedern des Landesschülerbeirats geleitet wurde. Die Umsetzung des LSK erforderte einen tatkräftigen Unterstützerkreis, sowohl auf organisatorischer als auch auf finanzieller Ebene. Insgesamt verursachte der LSK Kosten von über 20.000 €. Trotz umfangreicher Unterstützung durch die Jugendstifung Baden-Württemberg, das Kultusministerium sowie zahlreicher Sponsoren und Spender musste ein zusätzlich Teilnahmebetrag eingezogen werden. Diesen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer allerdings weitestgehend über ihrer SMV-Kassen begleichen. Intensive Kooperationen entstanden u.a. mit mit SchuleWirtschaft-BW, DASDING (Jugendsender SWR), mit dem Internetportal „Wir-ernten-was-wir-säen“, dem Yeaz-Verlag und der Jugendstiftung BW. Politischen Rückenwind erhielt der 8. Landesschülerkongress von der Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Warminski-Leitheußer, der Kultusverwaltung sowie der Stadt Tuttlingen.
Der Landesschülerbeirat als Veranstalter
Der Landesschülerbeirat (LSBR) ist ein offizielles Beratungsgremium des Kultusministeriums und die demokratisch legitimierte Interessensvertretung der Schülerschaft Baden Württembergs. Neben der politischen Vertretung unterstützt der LSBR das Engagement in der SchülerMitVerantwortung (SMV) auf lokaler und regionaler Ebene. Hierfür führte das Gremium eigenverantwortlich den Landesschülerkongress durch, die bedeutendste und renommierteste Veranstaltung für die Schülervertretung im Land. Der Kongress fand zum 8. Mal statt und wird als traditionsreiche Veranstaltung von jedem folgenden Gremium fortgeführt.
Weitere Informationen
Weitere Texte über den Kongress befinden sich auf http://www.wir-ernten-was-wir-saeen.de/landesschuelerkongress.
Bilder über den Kongress sind abzurufen unter http://www.wir-ernten-was-wir-saeen.de/der sowie http://www.flickr.com/photos/76155963@N04/sets/72157629590773045/
Ein Zeitungsartikel befindet sich unter: http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/tuttlingen/stad...