Namaste HipHop - Jugendkulturaustausch

Namaste HipHop - Jugendkulturaustausch

Projektbeschreibung

Kulturelle Bildung vermittelt Werte und fördert eine ganzheitliche Entwicklung der Persönlichkeit – vor allem durch Begegnungen. Mit einer interkulturellen künstlerischen Jugendbegegnung wollen wir bei den Beteiligten eine Horizonterweiterung, Perspektivenwechsel und einen Beitrag zur Entwicklungshilfe herbeiführen.

Im Allgemeinen richten sich Förderprogramme in Nepal nicht auf die Belange der urbanen Jugend aus. Jedoch besteht hier Handlungsbedarf, denn es handelt sich hierbei um die potentiellen Gestalter der Gesellschaft in der nahen Zukunft: gut gebildet aus der Mittelschicht stammend, mit Selbstbewusstsein und Know-How könnten diese jungen Menschen dem Land maßgeblich zur Entwicklung verhelfen - statt dessen versuchen alle, denen es möglich ist, das Land "for a better future" zu verlassen und zum Arbeiten ins Ausland (meist arabische Länder) zu gehen. Wir wollen die Aktivitäten der Nepal Breakdance Foundation unterstützen mit unserem Wissen und Angeboten aus der Jugendbildung.
Weil Entwicklungshilfe ja Hilfe zur Selbsthilfe sein und Veränderung von innen heraus passieren soll, wollen wir zehn junge nepalesische HipHop-Künstler zum Austausch nach Mannheim holen. Für Nepalis sind die Bedingungen ein Visum für die Schengen-Staaten zu bekommen äußerst schwierig, so dass es ihnen an Austauschmöglichkeiten mangelt.
Ziele: Neben eines künstlerischen Austauschs mit einer öffentlichen Tanzaufführung (Breakdance und Nepali Dance), soll der Schwerpunkt auch auf informeller kultureller Bildung liegen. In Nepal gibt es keine Jugendzentren - wir wollen mit Führungen durch Mannheimer Jugend- und Kultureinrichtungen und verschiedenen Workshops (z.B. Umweltbildung, Medienkompetenz, Selbstbehauptung für Mädchen etc.) gemeinsam mit den Nepalis über Modelle nachdenken, wie man informelle Bildung in Nepal zur Stärkung der Jugend einführen könnte. Unser Kooperationspartner, die Nepal Breakdance Foundation, ist hierbei schon in einer Pionierrolle und bietet mit einem Trainingsraum Treffpunktmöglichkeiten.

14.3.2017: Update
Es wird ernst: wir haben geschafft, Förderung für 4 Plätze zu bekommen. Die Tickets sind gebucht für die HipHop Tänzer*innen Jenisha Maharjan, Sonu Nepali, Soniya Shakya und ihr Betreuer Dipesh Thapa
Der Austausch wird statt finden vom 26.6. bis 10.7.2017

15.8.17 Abschlussbericht

Zwei Wochen lang haben vier junge nepalesische Hip-Hop-Künstlerinnen und -Künstler  von der Nepal HipHop Foundation (NHF) die Stadt Mannheim bereist. Sie sind tief eingetaucht in die hiesige Jugendarbeit und haben an vielen Workshops zu kulturellen, politischen und sozialen Themen teilgenommen. Mit neuen Eindrücken und Inspirationen im Gepäck sind sie am 10. Juli in ihre Heimat zurückgereist und werden dort vielleicht die eine oder andere Idee aus Mannheim in ihrer Arbeit mit jungen Menschen in Nepal umsetzen.

Ziele des Austauschs:

1. Austausch für interkulturelle Kompetenz und Perspektivenwechsel
2. HipHop- ein globales Netzwerk
3. Außerschulische Bildung und Jugendarbeit: Perspektiven und Impulse für die Nepal HipHop Foundation (NHF)

zu 1. Dass hinter einer Begegnung mit anderen Menschen in einem anderen Land mehr steckt als nur Sightseeing, ist nicht von der Hand zu weisen.Man öffnet den eigenen Horizont, hinterfragt eigene Einstellungen etc., wenn man andere Lebensweisen kennenlernt. Für unsere Teilnehmenden aus einem Entwicklungsland stellte die Möglichkeit nach Europa zu reisen ohnehin eine „once in a lifetime“-Chance dar. Für Nepalesen ist der Weg der Visumbeantragung in die Schengenstaaten allgemein mit großen Hürden verbunden - für junge alleinstehende, arbeitslose Menschen fast unmöglich, ohne Unterstützung einen positiven Bescheid zu erhalten.

zu 2. HipHop ist eine der größten Jugendkulturen weltweit - es ist schön zu wissen, dass man irgendwo auf dem Globus noch mehr Gleichgesinnte treffen kann, mit denen man sich austauscht. Unsere Teilnehmenden hatten bei Trainingseinheiten, Workshops und Events in Mannheim, Frankfurt und Dortmund viel Gelegenheit andere Tänzer*innen kennen zu lernen.

Ebenso ist es wissenschaftlicher Konsens, dass künstlerische Betätigung zu Selbstbewusstsein und Identitätsfindung führt. HipHop ist mit seinem niedrigschwelligen Zugang besonders attraktiv für junge Leute ,vor allem aus benachteiligten Hintergründen, denn für die Anfänge in HipHop-Kunst braucht man erst einmal nicht viel Ausrüstung: zum Tanzen braucht man eigentlich nur eine Musikanlage/ ein Smartphone, zum Rappen nur die eigene Stimme und für Graffiti nur ein paar Dosen und eine Mauer (oder zu allererst nur Papier und Stifte). Dies ist erschwinglich für die meisten. HipHop gibt jungen Leuten die Möglichkeit, ihr Umfeld aktiv mitzugestalten. Mit diesem Zugang arbeitet auch die NHF, so dass es auch ein erklärtes Ziel des Austausches war, die Teilnehmenden im Bereich HipHop Tanz (Breaking, Rock Dance, Funkstyles), sowie im didaktisch-methodischen Bereich der Tanzvermittlung weiterzubilden.

zu 3. In unseren fachlichen Fortbildungen wurden den Teilnehmenden Inhalte der außerschulischen Jugendbildung und pädagogische Konzepte vermittelt, angeleitet von kompetenten Mitarbeitern aus der Abteilung Jugendförderung der Stadt Mannheim oder von externen Fachkräfte

Programm

Mo 26.6.2017 Ankommen der Nepali Delegation in Mannheim
Di 27.6.2017 Ausflug nach Heidelberg, Nepali Dance Workshop im Jugendhaus Waldpforte
Mi 28.9.2017 Stadtführung Mannheim, Input politische Bildungsarbeit mit Jürgen Brecht, Begegnung mit anderen Jugendlichen beim gemeinsamen Kochen: nepalesisches „Daal Bhaat“ im Jugendkulturzentrum forum (Projekt „Essens-z-zeit“)
Do 29.6.2017 Radworkshop (Songwriting, Recording) bei Mannheims erster Rapschule „Who.Am.I.-Creative Academy“ Offene Bühne - traditionelle Tanzeinlage nepalesischer Tanz - im Jugendkulturzentrum forum
Fr 30.6.2017 Workshop Erlebnispädagogik mit Julia Volker in der Kletterhalle
Sa 1.7.2017 Teilnahme am „Urban Streets Festival“ mit Songwriting-, Graffiti- und Tanzworkshops im Jugendhaus Herzogenried
So 2.7.2017 Austausch mit Gruppe True Rokin Soul, Breakdanceworkshop
Mo 3.7.2017 Input „Soziales Lernen, Teamwork, Kooperationsspiele“ mit Anja Kasputtis
Di 4.7.2017 Termin mit Stefan Rebmann (MdB, entwicklungspolitischer Sprecher der SPD Fraktion)
Führung durch das Nachbarschaftshaus Rheinau und Jugendhaus Vogelsang (Input „Urban Gardening“), abends Nepali Urban Styles Tanzworkshop im Jugendhaus Herzogenried
Mi 5.7.2017 Workshop zum Thema „Gewaltprävention und Selbstbehauptung“ mit Heike Metzger im Jugendhaus Waldpforte, abends Workshop zu Themen der Umweltbildung/ „Upcycling“ im Jugendkulturzentrum forum
Do 6.7.2017 Tanzworkshop „Funkstyle“ mit Nadine Catalano, Stadtführung Speyer, abends Austausch mit Tanzgruppe Dope Roc in Frankfurt
Fr 7.7.2017 Workshop „Tanzvermittlung - Methoden in der Arbeit mit Kindern“ mit Anna Müller Abschlussevent im Jugendkulturzentrum forum mit Dokumentationsfilm von Alexander Riekens, Interview „World Heritage Soundsystem“ über nepalesische HipHop Kultur mit Matti Kunstek vom Projekt „Mannheimer Erbe der Weltkulturen“ und Jam mit Musik von DJ Abel (Sonu Nepali aus Nepal)
Sa 8.7.2017 Besuch eines HipHop Events in Dortmund „Stand Up to get down Jam“
So 9.7.2017 Rückfahrt aus Dortmund und Abschlussreflektion
Mo 10.7.2017 Heimreise

Ergebnisse

Die Gruppe zeigte sich überaus offen und interessiert an den Angeboten. Es gab viel Austausch mit den pädagogischen Mitarbeiter*innen über das Bildungssystem in Nepal und Deutschland.
Die deutschen Teilnehmenden an den nepalesischen Tanzworkshops waren begeistert. Auch unter den Tänzern und „HipHop Heads“ fanden viele Gespräche und Austausch statt. HipHop ist ein guter gemeinsamer Nenner, um in Kontakt zu treten und Gesprächsstoff zu finden.

Perspektiven/Auswirkungen

In der Abschlussreflektion fanden Überlegungen statt, welche Inhalte man auf Nepal übertragen könnte. Die NHF, als einziges als gemeinnützig registriertes Tanzstudio in Nepal, arbeitet im Kern als Freizeitangebot: sie stellt einen Trainingsraum zur Verfügung, der täglich zumeist kostenfrei von Kindern und Jugendlichen besucht werden kann. Dort findet sowohl offenes Training, als auch angeleitete Kurse und Angebote statt. Pädagogische Inhalte, vor allem Übungen aus dem Gewaltpräventionsworkshop und dem sozialen Lernen/Teambuilding-Workshop, sowie natürlich Wissen aus den tanzspezifischen Workshops können direkt in ihren Angeboten umgesetzt und erprobt werden. Auch die Ideen zum „Upcycling“, wie man z.B. aus alten Stoffen coole Turnbeutel oder Schlüsselanhänger näht, aus alten Plastikflaschenresten oder Papierschnipseln einen Sitzsack herstellt, können im Rahmen des Angebots der NHF mit Jugendlichen durchgeführt werden und z.B. als Preise oder als Merchandise-Artikel bei ihren Tanzevents verschenkt oder verkauft werden. Hier wurde sogar konkret die Idee überlegt, wie man eine lokale Nähgruppe (in Nepal gibt es noch viele kleine Schneiderläden, die Kleidung noch handfertigen) dabei involvieren könnte und dadurch auch junge arbeitslose Erwachsene mit Nähkursen schulen bzw. junge Schneiderinnen eine Verdienstmöglichkeit verschaffen könnte.


Im Gespräch mit Tobias Schirneck von der Who.Am.I-Creative Academy wurde über ein Kooperationsprojekt nachgedacht, das nun auf den Weg gebracht werden soll: über Videobotschaften und Skypekonferenzen möchten sie gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus Mannheim und Kathmandu einen Song schreiben und aufnehmen, angeleitet von Tobias Schirneck. Dieser Song wird dann im Rahmen des Who.Am.I-Projekts „School Connection“ auf einem Sampler veröffentlicht. Das nächste interkulturelle Austauschprojekt ist hiermit ins Rollen gebracht.

Es ist geplant, dass im kommenden Jahr eine deutsche Delegation nach Nepal reist um Möglichkeiten vor Ort zu erkunden und Ideen weiter zu denken.

 

P.S. Eine chronologische Dokumentation hat auch die Nepal HipHop Foundation: facebook --> Nepalhiphopfoundation Nhf Nepal

Projektträger
Förderverein Jugendhaus Waldpforte e.V.
Anna Müller
Waldpforte 67
68305 Mannheim
Deutschland
Telefon: 
0621 751320
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Region, Partner
Infos
Zuletzt geändert: 
15.08.2017 - 12:35
Inhaltstyp: 
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Beitrag Id: 
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Das Engagement der Nepal Breakdance Foundation in Kathmandu