Das Projekt „Mädchen im Stadtteil/Girls in action“ hatte zum Ziel, mit Mädchen ihren Stadtteil „Tübinger Vorstadt“ in Reutlingen zu erkunden, ihren Blick zu schärfen und ihren Blickwinkel im Gemeinwesen sichtbar zu machen. Die Tübinger Vorstadt gilt als Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf. Im Rahmen des Bund-Länder-Programms Soziale Stadt sind dort zahlreiche Aktivitäten angelaufen. Auch vor diesem Hintergrund schien es uns interessant, mit Mädchen als Expertinnen in eigener Sache ein Erkundungsprojekt durchzuführen: Mit ihnen gemeinsam  Spielflächen und Treffpunkte zu erkunden und zu bewerten, Angsträume auszuweisen und ihre Wünsche und Bedürfnisse bezüglich des Stadtviertels zu artikulieren.

Das Projekt wurde mit Mädchen der Klassen 7 und 8 der Hauptschule an der Hermann-Kurz-Schule in Zusammenarbeit mit der Abteilung Jugend der Stadt Reutlingen durchgeführt. Im Rahmen des Unterrichts wurde den Mädchen der beiden Klassenstufen das Projekt vorgestellt. Anhand subjektiver Stadtpläne, die jedes Mädchen individuell erstellte, thematisierte jede ihre je eigene Sicht auf die Stadt. Der weitere Verlauf des Projekts fand in der Freizeit statt. Mit Gipsbinden nahmen die Mädchen gegenseitig Abdrücke ihrer Hände und Füße, welche später zur Bewertung der unterschiedlichen Orte eingesetzt werden sollten. Die Füße standen dabei für Orte, die die Mädchen gerne begehen, die abwehrenden Hände für Orte, die eher nicht gemocht  oder gemieden werden. Später wurden die Gipsfüße bzw. -hände im Stadtteil von den Mädchen in Szene gesetzt und an den jeweiligen Orten fotografiert. In einem weiteren Diskussionsprozess wurden die interessantesten Bilder für eine Ausstellung an einer zentralen Litfasssäule im Ort ausgewählt. Die auf A3 vergrößerten Fotos und handschriftlichen Kommentare wurden von den Mädchen auf die Litfasssäule tapeziert und noch am selben Tag mit einer festlich inszenierten Vernissage stolz den Passanten, geladenen Gästen und der Presse präsentiert.