Zeitdauer: Oktober 08 bis März 09
Ziele:
Das Jugendhaus ANNA in Cannstatt führte das Projekt "LiSi (Lieder Singen) in Dur & Moll" durch. Musik sollte dabei als universelle Sprache der Welt, die mit der eigenen Heimat verbindet, genutzt werden. Die Grundidee des Projektes: schwäbische Lieder wurden von den KJugendlichen in verschiedene Muttersprachen der beteiligten übersetzt, gesungen und als CD produziert. Herausgekommen ist eine CD mit 6 verschiedenen Übersetzungen des schwäbischen Volksliedes „Muss i denn...“.
Wer war beteiligt:
Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren. Alle mit Migrationshintergrund.
Ablauf, Ergebnisse und Perspektiven: (bei Bedarf fügen Sie weitere Seiten bei)
Am Anfang waren dem Projekt gegenüber die Jugendlichen sehr skeptisch: ein deutsches Volkslied ist für viele wohl das „uncoolste“. Durch die Zusammenarbeit bei der Übersetzung des Textes, der Grafik des CD-Covers und der Musikproduktion entstand ein Team mit viel Kreativität und freundschaftlichen Verhältnis.
Es stellte sich schnell heraus, dass manche Texte nicht übersetzt werden können. Sogar die deutschen Beteiligten stellten fest, dass manche Wörter aus dem schwäbischen Dialekt nicht übersetzt werden können. Man einigte sich schnell darauf, dass nur ein Lied in verschiedenen Interpretationen ausgearbeitet werden soll. Die Wahl des Liedes „Muss i denn zum Städele hinaus...“ ist dann schon fast Programm und gibt Anlass, Migrationserfahrungen zu thematisieren. Die Auseinandersetzung mit den Musikstylen der Herkunftsländer führte dazu, manche Lieder in Moll statt in Dur aufzunehmen.
Was waren die wesentlichen Erfolgsfaktoren für diese wunderbare Idee:
Der Spaß an der Arbeit stand immer im Vordergrund. Jugendliche modulierten das Lied, gemeinsam mit dem Musikproduzenten, in die jetzige Jugendmusikkultur. Es entstand eine Eigendynamik, die die TeilnehmerInnen beflügelte und ihnen die Angst nahm zu versagen oder nicht ernst genommen zu werden.
Es wurden Räume geschaffen, um zusammen zu Sitzen, das Lied zu Proben, Gespräche zu führen und über Erlebnisse vom Alltag zu erzählen und wie man Ausgrenzung erfährt.
Den Jugendlichen wurde klar, dass alle Migrantenkinder die gleichen Probleme haben und vieles im Sozialenmilieu ähnlich ist. Sprachliche oder religiöse Barrieren können leicht überwunden werden, wenn ein gemeinsames Vorhaben im Vordergrund steht.
Hervorhebenswert finde ich an dem Projekt darüber hinaus vor allem auch die Anerkennung der Muttersprache. Die Jugendlichen beschäftigen sich gleichzeitig mit der deutschen Sprache, so dass in dem Projekt bewusst wird, was sie in den beiden Sprachen können und nicht können. Aber zunächst werden die Jugendlichen mit Migrationshintergrund angesprochen, als Leute, die eben zwei Sprachen können.
Da der Wortschatz der Jugendlichen bei der Übersetzung an seine Grenzen kam, mussten auch die Eltern und Großeltern mithelfen. Auch dies ein unschätzbar wertvolles Moment dieser Projektarbeit. Oft ist es ja genau andersherum, dass die Kinder den Eltern übersetzen, da sie schneller Deutsch lernen. Nun wird plötzlich die Muttersprachlichen Kenntnisse der Eltern wichtig - das ist für beide Seiten eine gute Erfahrung.
Die Jugendlichen sind durch das Projekt in verschiedener Weise auch in ihrer Mehrfachzugehörigkeit von migrantischen Lebenswelten repräsentiert: als Besucher des Jugendhauses, als Vertreter einer Musikrichtung, als Migranten, als Bewohner eines Stadtteils
usw .
Wir über uns:
Das Jugendhaus Anna ist in Stuttgart/Bad Cannstatt und Bad Cannstatt mit ca. 68.000 Einwohnern ist der größte Stadtteil von Stuttgart. Ca. 3500 Jugendliche im Alter von 12-21 haben einen Migrationshintergrund in Bad Cannstatt. (Quelle Sozialdatenatlas vom Referat Soziales – Kinder – und Gesundheit der Stadt Stuttgart vom 2005)
Viele der Migrantenkinder- und Jugendliche leben in engen Wohnräumen und in Milieus die als bildungsfern angesehen werden. Viele von ihnen werden in Medien, als Menschen die an der Armutsgrenze leben bezeichnet. Unsere Aufgabe in der offenen Jugendarbeit ist, für diese jungen Migranten Räume zu schaffen, in denen sie Angebote wahrnehmen, mit dem pädagogischen Hintergrund der Integration.