Vom 4.4. bis 30.4.2014 wurde die Ausstellung »Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte« in den Beruflichen Schulen Wilhelm Maybach in Reutlingen gezeigt. Im Sinne der Peer Education wurde das Projekt gemeinsam mit Jugendlichen einer Klasse durchgeführt. Sie wurden zu Peer Guides ausgebildet und zeigten danach anderen Besucherinnen und Besuchern die Ausstellung.
Die Ausstellung »Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte» erzählt mit großen Leinwänden die Geschichte der Familie Frank. Die persönlichen Erlebnisse werden verbunden mit der Geschichte der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, der Judenverfolgung und dem Zweiten Weltkrieg. Neben dem historischen Teil wendet sich die Ausstellung mit Zitaten aus Annes Tagebuch direkt an Jugendliche. Sie stellt Fragen zu Identität, Gruppenzugehörigkeit, Diskriminierung, Mobbing und Engagement. Wichtigster Bestandteil der Ausstellung ist das Konzept »Jugendliche begleiten Jugendliche«.
Mit dem Projekt wollen wir erreichen, dass die Peer Guides Diskriminierung als ungerecht wahrnehmen und auf diese reagieren können. Dabei stützt sich ihre Argumentation auf die Verbindung von Geschichte mit ihrem heutigen Zusammenleben. Sie übernehmen Verantwortung für das Ausstellungsprojekt und setzen sich mit den Inhalten der Ausstellung auseinander. Sie werden zu Experten eines bestimmten Gebietes ausgebildet. Sie lernen vor einer Gruppe zu stehen sowie diese durch die Ausstellung zu begleiten. Im Trainingsseminar und in ihren Begleitungen reflektieren die Jugendlichen immer wieder ihre eigene Identität und die ihrer Peergroup. Die Überlegungen regen an sich mit den Fragen auseinanderzusetzen: Wen schließen wir aus? Wen diskriminiere ich?
Eine Besonderheit der Reutlinger Ausstellung ist, dass es sich bei den Peerguides um lernschwache Jugendliche aus unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen handelt. Zum Schutz dieser Jugendlichen werden die Führungen unseren Klassen und den Schulen mit welchen wir zusammen arbeiten angeboten.
Die Ausstellung »Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte» J. Stahl (begleitender Lehrer)
Toll motiviert waren die Jugendlichen beim Aufbau der Ausstellung. Zunächst wurden die leerstehenden Räume geputzt. Zwei Techniker des Anne Frank Zentrums brachten das Ausstellungsmaterial mit einem Lastwagen und bauten es mit den Jugendlichen auf. In einem Trainingsseminar wurden die Jugendlichen auf ihre Peer Guide Rolle vorbereitet. Dabei war neben dem Faktenwissen auch der persönliche Bezug wichtig. Die Aufteilung wer mit wem Führungen macht wurde mehrfach neu überlegt.
Die eingeladenen Klassen konnten sich in einer Doodle Abfrage Termine für Führungen sichern. Die Anfrage war so stark, dass gegen Ende der Ausstellung zwei Führungen gleichzeitig gemacht wurden. Die Peer Guides gaben die Führungen ohne Unterstützung einer Lehrkraft. Sie meisterten sie, laut den Rückmeldungen, sehr gut. Ein Teil der Ausstellung regte zu Diskussionen ein und oft reichte die veranschlagte Zeit wegen dieser intensiven Diskussionen nicht aus.
Resultat: Der große Aufwand hat sich gelohnt. Die Schüler sind an ihren Aufgaben gewachsen und waren unheimlich stolz, dass sie die Ausstellung gemacht haben. Durch das Seminar, Führungen und die Diskussionen in der Ausstellung wurden die oben genannten Ziele vielfach reflektiert.
