Die Kunst-AG fand in einer alters- und klassengemischten Kleingruppe mit sieben Schülerinnen und Schülern statt. Bei allen sind Beeinträchtigungen des Lernens, gepaart mit Entwicklungsverzögerungen, teilweise auch mit körperlichen Behinderungen, diagnostiziert. Ein Teil der Schüler hat einen Migrationshintergrund. Die meisten stammen aus einkommensschwachen Familien.
Die Kunst-AG geht über das freie Gestalten nach Vorgaben von diversen Themen weit hinaus. Wir beschäftigten uns mit kunsthistorisch relevanten Themen. Es wurden unterschiedliche Künstler vorgestellt, die Lebensumstände und die Probleme der jeweiligen Zeit, in der ein Künstler lebte, erarbeitet. Wichtig war, dass die behandelten Künstler stark voneinander unterscheidbare Merkmale in der Technik verwendet hatten, so dass die Teilnehmer im Praxisteil so breit wie möglich arbeiten konnten. Sie schufen großformatige Werke, in Anlehnung oder Interpretation der Originale. Sie setzten sich mit unterschiedlichsten Aufgaben auseinander: Darstellung von Perspektive, Atmosphäre, Konzipierung auf Weitsicht, Farblehre, Mischen der Farben direkt auf der Leinwand oder Nebeneinandersetzen der Farbe, so dass neue Farbwirkungen entstehen, etc. Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem intuitiven, mutigen und selbstbewussten Malen stets ohne Vorzeichnen.
Die eigentliche Innovation jedoch liegt in der Kombination der Kunst-AG, die im ersten Halbjahr die Räumlichkeiten der Schule nutzte, mit zahlreichen Ausflügen im zweiten Halbjahr. Der Begriff der Kooperation innerhalb der Schule wurde auf die Kunstwelt der Umgebung ausgedehnt. Nicht nur der Gang ins klassische Museum, sondern auch sämtliche Einrichtungen rund um die Kunst zu besuchen und einen Blick hinter die teilweise sehr imposanten Fassaden zu werfen, ermöglichte den Schülern einen komplett neuen Zugang zur Kunst in all ihren Facetten. Konnten doch so sämtliche, uns in der AG eingefallenen Institutionen, die irgendwie mit Kunst in Verbindung stehen, aufgelistet, Anfragen gestellt und Termine vereinbart werden.
Sämtliche angeschriebene Kooperationspartner sagten uns spontan und ohne lange Umwege zu und ermöglichten uns damit stets termingerecht einen Blick hinter die Kulissen. Bis auf eine Ausnahme schenkten uns alle Kunstinstitutionen völlig kostenfrei ihre Zeit und öffneten uns ihre Türen.
Die Schüler bekamen somit einen Einblick direkt von Künstlern und Kunstschaffenden vermittelt, sie konnten Fragen stellen und erfuhren alles rund um die Kunst.
Sie schauten Künstlern bei der Arbeit über die Schulter und konnten selbst ausprobieren. Sie erfuhren, wo man künstlerisch tätig werden kann; wie man Unterstützung findet; was mit den fertigen Kunstwerken geschieht; wie man diese publik machen und letztendlich verkaufen kann. Darüber hinaus lernten sie auch weitere Berufsbereiche kennen, die erst auf den zweiten Blick mit Kunst in Verbindung stehen (z.B. Hausmeister, Techniker, Fotografen, Verwaltungsbereich, Installation, Inventarisierung, Digitalisierung und Katalogerstellung, etc.).
Sie lernten, dass sie überall willkommen waren, keine Frage nicht fragenswert und keine Tür verschlossen bleibt, wenn man sich nur zu fragen traut. Sie erhielten einen direkten Zugang zu allen Bereichen, konnten Kontakte knüpfen; bekamen Möglichkeiten, Ausblicke und Chancen für die Zukunft vermittelt, um motiviert mit vielen Ideen, sei es im künstlerisch-praktischen Bereich oder für Berufsziele, im Kunstbetrieb in ihre Zukunft zu starten.