Freiburg unter Trümmern

Freiburg unter Trümmern

Snapshot Bildung und Schule
Projektbeschreibung

Seminarkus Dokumentarfilm 2015/2016 | Friedrich-Gymnasium Freiburg

Freiburg unter Trümmern

Gesichter und Geschichten einer versehrten Stadt

"Freiburg unter Trümmern - Gesichter und Geschichten einer versehrten Stadt" - so lautete das Thema des "Seminarkurses Dokumentarfilm" 2015/2016 am Friedrich-Gymnasium Freiburg, an dem sich eine Gruppe Oberstufenschüler der Kursstufe 1 beteiligten und tief in das Freiburg des Jahres 1945, das Freiburg der Stunde Null eintauchten.

Ein Jahr lang recherchierten, dokumentierten und erarbeiteten die Seminarkursteilnehmer ihr selbstständig gewähltes Thema, erforschten und skizzierten den historischen Gegenstand in einer schriftlichen Seminarkursarbeit, filmen, realisieren, und produzierten schließlich völlig eigenständig nach professionellen Vorgaben und auf Basis der Seminarkurskenntnisse ihr Thema in einer filmischen Dokumentation.

Da wurde etwa über den Luftangriff auf die Stadt Freiburg, die Operation Tigerfish gearbeitet, über die konkrete Alltagsnot der Freiburger oder die Logistik der Trümmerbeseitigung geforscht, das Schulwesen in der unmittelbaren Freiburger Nachkriegszeit unter die Lupe genommen und die Widerstandsgruppe "Freiburger Kreis" untersucht.

Der Seminarkurs kooperierte dabei mit dem Haus des Dokumentarfilms Stuttgart und veranstaltete im März 2016 einen Workshop mit Mediengestaltern, SWR-Redakteuren und Filmemachern. Das Seminarkursprojekt wurde in die Filmförderung Baden-Württemberg aufgenommen.

Freiburg unter Trümmern: Medienkompetenz am historischen Gegenstand lernen

Der Seminarkurs beschäftigte sich mit Geschichte. Geschichte meint hier konkrete, plastisch werdende Geschichte, lokale Geschichte des bekannten Lebensraums, Geschichte als ubiquitäre Vernetzung in der Lebenswirklichkeit der Schüler, hinterfragbar hinter jedem Stein, hinter den Mauern der Stadt, auf den Straßen, in den Häusern.

Der Seminarkurs entsprach formal planmäßigem gymnasialem Unterricht, führte über den institutionellen Rahmen der Schule jedoch weit hinaus. Es galt über das 'Medium des bewegten Bildes' Kompetenzen für Konstruktions- und Wahrnehmungsprozesse aufzubauen, Prozesse des selbstorganisierten, selbstgesteuerten Lernens anzuleiten, Anreize für kollaboratives Arbeiten und individuelle Projektgestaltung zu schaffen.

Die Schüler nahmen die zunächst angeleiteten Lernprozesse an un begannen zusehends kooperative Lerngemeinschaften zu bilden und im Team zu arbeiten. Mit Fortschreiten des Projekts, wurde der Lehrer zugleich Lernender, Teilhaber an den vielen experimentellen und spielerischen Elementen des Seminarkurses, die die Lernkultur der Teilnehmer entscheidend prägte und beflügelte.

Mit erstaunlicher Verve und Ernsthaftigkeit, den Forschungsgegenstand journalistisch zu fassen, tätigten die Schüler den Blick über den Tellerrand, gingen von sich aus auf Menschen zu, lernten selbstständig notwendige Informationen zu recherchieren, gingen in die Archive, drehten Orte, Zusammenhänge und Zeitzeugeninterviews weit über die lokalen Grenzen hinaus und machten sich ihr Projekt als ihr Werk völlig zu eigen.

Die Schülerinnen und Schüler waren schon sehr bald davon eingenommen, generationenübergreifend zu arbeiten und dadurch den sozialen, geschichtlichen und kulturellen Wandel des eigenen Lebensraums nachzuvollziehen und zugleich medial zu erinnern, also auch zu konstruieren und zu inszenieren.

Die Deutungshoheit im Augenblick der Rekonstruktion zu besitzen und auszuüben, Quellen in ihrer Multicodalität durch die neuen Informations- und Kommunikations- technologien verfügbar zu machen und ohne Berührungsängste die Vergangenheit für die Gegenwart sinnstiftend sichtbar zu machen, hat die jugendlichen Filmemacher mit außerordentlicher Begeisterung zur Bewältigung eines enormen Arbeitspensums beflügelt.

Die zentralen medienpädagogischen Erfahrungen unseres Projektes belegen, dass neue und innovative Ansätze einer medialen Lernkultur in einem geeigneten, stimulierenden Kontext durchaus gerade auch an der Schule neue Handlungsmuster selbstständiger Erarbeitung und die Aneignung eines komplexen, überaus differenzierten Kommunikationsrepertoires hervorbringen und ein Diktum à la "Digitale Demenz" als kulturpessimistisch- verzagte und kontraproduktive Skandalisierung von medialer und medienpädagogischer Wirklichkeit entlarven.

Die hier ein eigenes Werk realisierende "generation mobile" des Seminarkurses "Freiburg unter Trümmern" 2015/2016 gestaltet auf einem außergewöhnlichen Niveau:

- kontextsensitive Erforschung und Aneignung der eigenen Geschichte und die daraus resultierende Partizipation am Konstruktionsprozess der eigenen Geschichte.

.. kreativ, und methodisch sicher die mediale Rekonstruktion und Konstruktion von Erinnerung.

.. geradezu professionell die informellen und formellen medialen Lern- und Aneignungsprozesse, die vom rezeptiven zum produktiven medialen Gestalten führen.

 

http://fg-freiburg.de/?p=16756
 

Zeitungsartikel: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/elftklaessler-des-friedrich-gymnasium-haben-freiburg-unter-truemmern-gedreht--125379049.html

 

Projektträger
Friedrich-Gymnasium Freiburg
Jakob Ortmann
Rötebuckweg 35
79104 Freiburg
Deutschland
Themenfeld
Region, Partner
Infos
Zuletzt geändert: 
29.03.2017 - 17:16
Inhaltstyp: 
projekt
Beitrag Id: 
256868